LernRAUM Schule
6 Fragen - 6 offene Antworten
1) Frau Kirchmair, Herr Haase, schon seit einigen Jahren sind die SchulsozialarbeiterInnen, die SCHUSOS, nicht mehr aus der NMS Jenbach wegzudenken. Worin liegt der Kern Ihrer Arbeit?
Soziale Arbeit bedeutet das Erkennen und Lösen sozialer Probleme auf allen Ebenen. Unser Kern teilt sich in zwei Hauptaufgabengebiete ein: Einerseits führen wir Beratungen im Einzel- und Gruppensetting an. Hier wird Problemen der SchülerInnen Raum gegeben und mögliche Lösungen gemeinsam erarbeitet. Dazu ist es häufig erforderlich, das private Umfeld und/oder externe Unterstützungssysteme miteinzubeziehen und sich zu vernetzen. Andererseits leisten wir Präventionsarbeit: In den Klassen klären wir zu verschiedenen relevanten Themen auf, um Problemen vorzubeugen. Beispiele dafür sind der sichere Umgang mit “Neuen Medien”, Klassenklima, Mobbing und die schulische Suchtinformation. Außerdem versuchen wir, den Schulalltag möglichst positiv mitzugestalten. Dafür sind wir jeden Tag an der Schule erreichbar. Für uns gilt stets unser Motto: offen, freiwillig und vertraulich!
2) Warum sollte es an jeder Schule SchulsozialarbeiterInnen geben?
Soziale Probleme wie Konflikte in der Peergroup oder Familie und Fragestellungen zu Pubertät oder Konsum existieren überall. Egal ob Dorf oder Stadt. Es stellt sich lediglich die Frage, wie genau hin- oder eben weggeschaut wird. Die Schule ist ein Ort, wo alle Kinder erreicht und gesehen werden können. Daher kann die SCHUSO Schulsozialarbeit frühzeitig intervenieren oder sozialen Problemlagen vorbeugen.
3) Die zurückliegende Zeit des Corona-Lockdowns hat viele Kinder und Jugendliche vor neue Herausforderungen gestellt. Wie konnten Sie in Ihrer Funktion helfend zur Seite stehen? Was waren nach dem Ende des Homeschoolings Ihre ersten Aufgaben mit den SchülerInnen?
Für uns war es in erster Linie wichtig, den Kontakt zu den SchülerInnen zu halten und für sie erreichbar zu bleiben, wenn sie mit einem Anliegen zu uns kommen wollen. Dazu bedienten wir auch Social-Media-Kanäle wie Instagram. Wir haben nicht nur Nachrichten zur aktuellen Situation weitergegeben, sondern auch Quizze zu verschiedenen Themen erstellt, Gesprächsangebote gesetzt und nützliche Tipps für die Zeit in der Quarantäne veröffentlicht. Als die SchülerInnen wieder im Schulhaus waren, haben wir mit ihnen die Coronazeit in den Klassen reflektiert und daraus resultierende Beratungsgespräche geführt.
4) Schule, Freizeitverhalten, Familie. Vieles hat sich in den letzten Jahren verändert. Wie kann Schule, wie kann Schulsozialarbeit ihren Beitrag dazu leisten, dass aus Kindern glückliche Erwachsene werden?
Die Gesellschaft befindet sich in allen Aspekten in einem stetigen Wandel. In vielen Teilbereichen, vor allem im dem des technischen Fortschrittes passieren regelmäßig Quantensprünge.
Es ist Aufgabe der Schule und der SCHUSO Schulsozialarbeit sich diesen Herausforderungen zu stellen und mit den SchülerInnen zu lernen, was sie beschäftigt, was sie begeistert und interessiert. Es gilt ihre sozialen Fähigkeiten auszubauen und sie in ihren Kompetenzen zu stärken. Der Lebensraum Schule soll den Kindern ein Umfeld bieten, in dem sie so sein dürfen wie sie sind und dort abgeholt werden, wo sie stehen. Die SchülerInnen sollen so gut als möglich lernen selbständig zu sein und Verantwortung für sich selbst und ihr Umfeld zu übernehmen.
5) Wo sehen Sie die Rolle der Schulsozialarbeit in fünf Jahren? Was wünschen Sie sich für Ihre konkrete Tätigkeit an der NMS Jenbach?
Die SCHUSO Schulsozialarbeit in Tirol hat ihr Standing an den Schulstandorten von Anbeginn an gefestigt und die SchülerInnen, der Lehrkörper, die Direktoren und die relevanten SystempartnerInnen schätzen und nutzen das Angebot der SCHUSO Schulsozialarbeit sehr gut. Die Statistiken belegen, dass die Schulsozialarbeit aus dem Schulkontext nicht mehr wegzudenken ist. Dennoch gibt es noch viele Schulstandorte, die sich die SCHUSO Schulsozialarbeit wünschen und noch mit Finanzierungsfragen kämpfen oder erst noch Überzeugungsarbeit leisten müssen, dass sich SCHUSO Schulsozialarbeit in jedem Fall “bezahlt” macht.
Für den Schulstandort Jenbach wünschen wir uns den Aufbau der SCHUSO in der Volksschule.
Für unsere Arbeit in der NMS1, NMS2 und PTS wünschen wir uns weiterhin so gute Zusammenarbeit mit allen Bezugspersonen. Wir werden hier sehr geschätzt und in viele schulrelevante Prozesse mit einbezogen.
6) Was soll Schule Ihrer Meinung nach sein?
Kinder und Jugendliche verbringen einen großen Zeitraum ihres außerfamiliären Lebens in der Schule. Dabei ist die Schule nicht nur Lernort, sondern sie besitzt auch eine weitreichende Sozialisationsfunktion. Sie ist Ausgangspunkt für Kontakte und Aktivitäten und beeinflusst insgesamt die biografische Entwicklung der Heranwachsenden in erheblichem Maße.
Schule als Ort der Bildung und als fester sozialer Bezugspunkt für Kinder und Jugendliche hat sowohl stützende als auch belastende Auswirkungen auf alle am Schulgeschehen Beteiligten. Daher soll die Schule außer Zugang zu Bildung und Information auch noch soziale Vernetzung, soziale Unterstützung und selbständige Urteilsbildung fördern. Es gilt befriedigende Entwicklungsperspektiven zu schaffen und kognitive, soziale und emotionale Fähigkeiten zu fördern.
Danke, liebe SCHUSOS, für das interessante Gespräch!